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1000. Apfelbaum am 8.4.06 für „Historische Obstalleen Elsdorf"
von Manfred Ruppert
Ein großes Werk ist vollbracht. Auf Initiative des Pomologen-Vereins e. V. und nach einem Beschluss des Bau- und Umweltausschusses des Köthener Stadtrates wurde 1999 mit der
Wiedererrichtung der „Historischen Obstalleen Elsdorf" begonnen.
Nach aufopferungsvoller Arbeit und unermüdlichem Engagement des Pomologen-Vereins sowie vieler freiwilliger Helfer und dank der Spendenbereitschaft zahlreicher Köthener Bürger, Betriebe und
Einrichtungen wurde der 1000. Apfelbaum unter Teilnahme von über 40 Bürgern und Naturfreunden mit der Sorte Weißer Winterglockenapfel gepflanzt.
Damit verwirklicht sich ein Traum vieler Naturfreunde und Bürger zur Aufwertung des Köthener Umlandes nach historischem Vorbild und Anhaltischen Gestaltungs- und Anbauregeln. Die hohe
ästhetische Wirkung, verbunden mit den vielfältigen Funktionen für Mensch und Tier, lassen schon heute ihre künftige ökologische Bedeutung im Verein mit weiteren Streuobstwiesen im Umfeld
erkennen. Mit der Pflanzung des letzten Baumes wird ein über sechs Jahre laufendes Projekt abgeschlossen, das zu den größten dieser Art in der Bundesrepublik gehört, und sich vornehmlich
aus Spenden, ABM/SAMMaßnahmen und freiwilliger Arbeit des Pomologen-Vereins realisierte.
Langwierige Untersuchungen zu den historischen Wurzeln der Gestaltung von Straßenbaumalleen, ihren konkreten Gestaltungsregeln und Maßen in den Archiven des ehemaligen Fürstentums „Anhalt"
brachten bisher unbekannte, aber auch für die heutigen Landschaftsgärtner sehr wichtige Einzelheiten und Erkenntnisse an den Tag. Jeder weiße Fleck, jedes unbegründete Detail ließen uns
noch gründlicher in den verstaubten Archiven nach der Wahrheit und den Sinn der über 300-jährigen Anhaltischen Gestaltungsphilosophie von Straßenbegleitpflanzungen suchen.
Die Anhörung der letzten noch lebenden Zeitzeugen brachte zusätzlich viel Widersprüchliches, aber auch so manchen Hinweis für genaueres Quellenstudium mit sich. So brachte das Auffinden des
alten Straßenkatasters von 1908 zu Tage, dass die historische Allee einen viel längeren Verlauf hatte als ursprünglich angenommen.
Dies änderte alle Ansatzpunkte bis hin zu einer neuen Kostenkalkulation, die Einbeziehung weiterer Gemeinden und einer eventuell längeren Laufzeit. Damit geriet der Pomologen-Verein
gewissermaßen in die Rolle eines Generalauftragnehmers, was er natürlich nicht sein konnte. Die Bekanntgabe der Stadtverwaltung, das begonnene Projekt wegen Nichtfinanzierbarkeit zu beenden,
brachte uns aber schließlich doch in diese Position.
Seit 2003 waren wir alleiniger Auftraggeber und Organisator der 7,5 km langen wieder zu errichtenden Obstallee. Das brachte es mit sich, dass wir 300 Apfelhochstämme selbständig
finanzierten und pflanzten. Ich sagte zum Abschluss: „...eine solche Allee pflanzt man nur einmal im Leben!"
Heute stehen in der 7,5 km langen Allee 1600 hochstämmige Äpfel und Birnen, darunter 800 Jungbäume. 600 Altbäume sind abgängig und können durch die auf Lücke durchgeführte
Bepflanzung zu jeder Zeit entfernt werden. Wir rechnen dennoch mit jährlichen Neupflanzungen von 30 Bäumen in Folge von Vandalismus und Wildschäden. Unsere Spendenaktionen laufen deshalb
weiter. Das Alter der Altbäume liegt zwischen 80 und 90 Jahren, es erfolgte eine planlose Bepflanzung. Bei Äpfeln wechselten sich Goldparmäne, Rh. Bohnapfel, Roter Eiserapfel, Rh.
Winterrambur, Rh. Schafsnase und vor allem Harberts Renette ab. Letztere hat in der größten Stückzahl überlebt. Als Unterlage diente vor allem Bittenfelder Sämling.
Eingestreut wurden in die Allee die Leckerbissen Gravensteiner und Klarapfel, die nach Zeitzeugen besonders rasch verschlissen. Bei den Birnen dominierten Blumenbachs Butterbirne, Gute Luise und
Pastorenbirne, vereinzelt auch Julid Dechantsbirne. Die bisherigen Baumausfälle waren bei Birnen geringer als bei Äpfeln. Als natürliches Gestaltungselement wurden für das nach jeweils 20 Bäumen
folgende „Baumtor", bei Birnen eine Linde und bei Äpfeln ein Ahorn verwendet. Beide Laubholzarten verzeichnen die wenigsten Ausfälle und befinden sich heute noch in einem ansehnlichen Zustand.
Zur Gestaltungsphilosophie der Anhaltischen historischen Obstalleen Pfarrer SICKLER, einer der bekanntesten Pomologen Deutschlands, schrieb schon 1794 nach einem Besuch in Anhalt: „ Welch ein herrlicher Anblick von Wohlstand und Fülle gibt nicht die ganze Provinz, deren Felder
und Gegenden mit Obstbäumen besetzt sind. Man reise einmal durch das Dessauische ... Und überzeuge sich davon."
Dieses war das Ergebnis der Anstrengungen des Reformfürsten FRANZ VON ANHALT-DESSAU, welcher mit seinen Maßnahmen auch den gesamten Obstbau zum Aufschwung verhalf. So war
bereits im Straßengesetz von 1875 im Herzogtum Anhalt festgelegt dass die Straßen zu bepflanzen sind mit Obstbäumen, die auf einem Bankett zum stehen kommen".
Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass es sich in Anhalt im Wesentlichen um folgende Entwicklungsetappen handelte:
1. Um 1700, wahllose Bepflanzung der Dorfumgebungen mit Laub- und Obstbäumen als verstreute Einzelbäume ohne regelmäßige Anordnung. Karten aus dieser Zeit zeigen in der Regel größere Dorfumrisse als heute.
2. Nach 1800, aber zum Teil auch schon davor, Straßenallee-Bepflanzungen nach festen Abständen, Grundsätzen und Regeln - „alle fünf bis sechs Bäume ein Zierbaum". Dieses System bewährte sich
nicht, der Zierbaum blieb zu klein und seine Lebenszeit lag unter jener der Obstbäume.
3. Um 1860 hatten sich Anfänge der Einstreuung (wahrscheinlich unter Wildwuchs - Garteninspektor HOOFF) von anderen Baumarten breit gemacht, deren gestalterische Wirkung
optimaler war, die sich aber auch zum Teil nicht bewährte. So waren z. B. sowohl die Kirschpflanzungen in der Allee von Köthen-Dessau als auch die als Baumtor eingestreuten Birken von nicht zu langer Dauer.
4. Unsere Untersuchungen bestätigen, dass der Fürstliche Garteninspektor AUGUST HOOFF (1839-1904) maßgeblichen Anteil an der besonderen Gestaltungsweise des „Köthener Baumtores" mittels
Naturbaum hat. Die Gestaltungspläne „Zwergobstanlage" und „Arboretum" sind dafür Beweise.
K. LOTT ist in ihren Untersuchungen „Der Obstbau im Reformwerk des Fürsten Franz" zur Erkenntnis gelangt, dass aus Gründen der Einhaltung des Rhythmus in der Allee die Einstreuung der
Naturbäume erfolgt. Unsere Erkenntnisse sehen in den gestalterischen Ansätzen Hooffs eine bewusste Hervorhebung von Gegensätzen in einer Gestaltungseinheit. Sie schafft Verlangen nach mehr Einsicht und zugleich
Begrenzung mit wechselndem Blickfeld. So vielseitig die Deutungen und Ansichten auch sein mögen, wir stimmen überein, dass diese Art der Alleengestaltung zu einer erheblichen ästhetischen
Aufwertung der sonst flachen Ackerebene, zu mehr Harmonie und Einklang führt. •
Literatur: LOTT, KIRSTEN: Der Obstbau im Gartenreich: Einführung in die Geschichte der frühen Obstpflanzungen. Dessau 1994, S. 56-65 Landesarchiv Sachsen Anhalt: Domäne-Akten
Druckversion “1000. Apfelbaum Elsdorf” pdf 117 kb
Zeitungsbericht vom 16.12.06: Erlebniswiese, Kultur ... pdf 325 kb
Gesundheitstag am 10.11.2005 im Umweltbundesamt Dessau
- ein Exkurs ins Köthener Apfelparadies - von Manfred Ruppert
Etwas ganz Besonderes und Beeindruckendes, dem Tagesthema Angemessenes, wollten wir mit unserem erstmaligen Auftritt in der Bundesbehörde einbringen.
Einig waren wir uns mit der Köthener Marketing-GmbH, welche uns unterstützte. Gleichzeitig wollen wir ein Stück Werbung für unseren Wissenschafts
-Homöopathiestandort in Köthen betreiben. Die vielen Ideen und Einfälle mündeten in 850 anspruchsvollen Äpfeln, welche wir mit einem Blattflyer am Stiel versahen mit der
Aufschrift „Bach - Homöopathie - Wissenschaft, Fürstlicher Obstmustergarten".
Jeder Teilnehmer erhielt ein Exemplar zu Beginn ausgehändigt. Was wir nicht weitergaben, war die Unerfahrenheit über den immensen Arbeitsumfang, der der Familie
bereitet wurde. Kein Apfel blieb im Korb zurück, was für den Zusammenhang von Apfel und Gesundheit sprach. Großen Spaß bereitete unsere originelle Apfelkuh, welche auf
ihrer Umhüllung den Werdegang eines Apfels in Entwicklungsschritten eines Jahres darstellt.
Die vielen Mitgestalter dieses eindrucksvollen und erlebnisreichen Tages, wie Krankenkassen, Apotheken und Krankenhäuser hatten alle Mühe, unseren
Naturkostverlockungen zu widerstehen und blieben natürlich uns gegenüber auf ihren Pillen sitzen.
Für viele noch nie gehörte und im Supermarkt nicht zu findende Apfel- und Birnensorten waren in der umfangreichen Sortenausstellung besonderer Anziehungspunkt beim
Verkosten von frisch gepresstem Apfelsaft aus dem Fürstlichen Obstmustergarten.
Diverse Restbestände begaben sich deshalb am Ende des Tages in Rucksäcke verstaut auf den Weg nach Berlin, wo nach wie vor die meisten Mitarbeiter wohnen. Die
informativen Schautafeln über das Engagement des Pomologen-Vereins e.V. fanden großes Interesse und reichlich Nachfrage. Zahlreiche Gespräche mit Mitarbeitern und
Wissenschaftlern offenbarten die hohe Sachkompetenz entsprechend ihrem Arbeitsgrundsatz: „Jeder Mensch hat den Anspruch auf eine Umwelt, die ein
höchstmögliches Maß an Gesundheit und Wohlbefinden ermöglicht".
Mit unseren vielen Aussagen und Tipps zur Rolle des Apfels in der gesunden Ernährung bzw. woran man frisches und gesundes Obst erkennt, trugen wir erfolgreich zum
Gelingen der Gesamtveranstaltung bei. Die erneute Einladung für eine ähnliche Veranstaltung 2006 gab uns die Gewissheit, den Geschmack und das Gefühl auch der vielen Dessauer Besucher getroffen zu haben.
Druckversion “Gesundheitstag” pdf 96 kb
Weitere Aktivitäten: Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V.
Landesgruppe Hessen Lokalsorte Hessen Landesgruppe Rheinland-Pfalz Lg Rh-Pf, Pflanzaktion Landesgruppe Westfalen
Verband der Gartenbauvereine Saarland-Pfalz

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